Operette in drei Akten
von Johann Strauß (1825 – 1899)
Libretto von Karl Haffner und Richard Genée
Uraufführung am 5. April 1874 im Theater an der Wien
Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 28. April 2018
So wie der GMD der Deutschen Oper Donald Runnicles für die gewissenhafte und ernsthafte Umsetzung der Komposition des Walzerkönigs Johann Strauss steht, so steht Rolando Villazón wohl eher für das Komödiantische. Villazón ist der Clown unter den Regisseuren. Mit der Inszenierung von „La Rondine“ von Puccini hat er schon erfolgreich gezeigt, dass er die Inszenierung einer Operette als sein Metier, nach dem durch Krankheit erzwungenen Abschied von der Sängerkarriere ansieht. Nun ist es folgerichtig „Die Fledermaus“ wo er sich austoben kann. Auch das macht er jedoch mit Ernsthaftigkeit und Bravour.
Er teilt die Drehbühne der Deutschen Oper in drei Handlungsorte, des großbürgerlichen Ambientes im Wien der Zeit der Uraufführung 1873 der Fledermaus, eine abgeranzte Kellerkneipe in Ost-Berlin der Zeit der „Fünfziger“ des vorigen Jahrhunderts als Partykeller von Orlowsky und einer abgehobenen Raumstation als Gefängnis, mit einem etwas überdrehten Roboter als Gefängniswärter Frosch. Alles wird mit Darstellern bevölkert, die mehr oder weniger in die Zeit und das Ambiente passen. Das Ganze ist dann auch in der Ausführung stylish überzogen und komödienhaft ausgearbeitet.
In diesem Bühnenbild läuft die bekannte Geschichte der „Fledermaus“ zur Hochform auf. Wer den Plot nicht so genau kennt, den stört dabei auch nicht, dass die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert nur der rote Faden der Inszenierung ist. Die Handlung nutzt zwar einzelne Gags und Dialoge, aber die Kostüme sind jedoch stark mit unserer Zeit überzeichnet. Geführt und begleitet von den wunderschönen Melodien gespielt unter der Leitung von Donald Runnicles läuft das komödiantische Spiel über die Bühne.
Der Schlussapplaus ist grandios, das Publikum ist begeistert. Der Regisseur Villazón erhält mit dem gleichen Temperament herausgebuhte Missfallenskundgebungen, die er jedoch mit Humor wegsteckt, als das nicht reicht, setzt er eine rote Nase auf, outet sich damit als Clown und die Buhrufe verstummen weitgehend und wandeln sich zum Applaus.
Der Versuch der Deutsche Oper, nach den Erfolgen von Barrie Kosky in der Komischen Oper mit seinen Operetten und Musicals, 2013 mit einer „Fledermaus, Regie Andreas Homoki, auch mal eine Operette zu versuchen, kann man als Erfolg sehen. Die Staatsoper hatte 2009 mit einer „Fledermaus“, Regie Christian Pade, weniger Glück. Man muss dann jedoch auch einen Regisseur wie Villazón und Darsteller und Sänger wie Anette Dasch und weitere gute Darsteller*innen aufbieten, ebenso wie einen Dirigenten wie Donald Runnicles, der das Metier genau so ernst nimmt wie das Dirigat zu einer Oper, um Erfolg zu haben.
Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]
Weitere Termine:
Di 01. Mai 2018; Sa 05. Mai 2018; Di 08. Mai 2018; Di 29. Mai 2018; So 03. Juni 2018; Fr 08. Juni 2018.
Alle Fotos: von © Thomas Jauk (thomas@stage-picture.de)