30. Tanz im August – Besuch am 26. August im HAU1 –
„Chatsworth ist eines der Townships von Durban, in dem indische Immigranten während der Apartheit isoliert wurden. In “Chatsworth” zeigt die Berliner Choreografin Constanza Macras verschiedene Weisen auf, wie sich die indische Diaspora mit den Knotenpunkten des Multikulturalismus in Beziehung setzt, dem Globalen und Lokalen. Traditioneller indischer Tanz und Theater verschränken sich mit zeitgenössischen Formen und Inhalten. Musicals sind der gemeinsame Nenner, der kulturelle Aneignung nicht verurteilt, sondern als nötig erachtet. Durch die Linse von Bollywood tauchen sie ein in ein Universum der Assimilation, Transformation und Widerstandsfähigkeit: das diasporische Selbst.“
Künstlerische Leitung Constanza Macras
Dramaturgie Carmen Mehnert
Mit
Emil Bordás, Miki Shoji, Fernanda Farah, Thulani Mgidi, Fana Tshabalala, Varia Sjöström, Manesh Maharaj, Sivani Chinappan, Priyen Naidoo, Avishka Chewpersad, Kamara Naidoo
Bollywood Choreografie Shampa Gopikrishna
Bühne Irene Pätzug
Video Lisa Böffgen-Hartmann
Licht Sergio de Carvalho Pessanha
Sound Stephan Wöhrmann
Kostüm Roman Handt
Besuchsbericht:
Hier werden eine politische und eine künstlerische Demonstration erster Klasse gezeigt, von den direkt betroffenen und deren Nachkommen, indischstämmige Bewohner der Township in Durban (Republik Südafrika). Auf einer Videowand im Hintergrund wird der Zuschauer eingeführt in die Geschichte der Townships, deren Entwicklung und die heutigen Lebens- und Gesellschaftsstrukturen mit erläuternden Videos und Beschreibungen. Alles das wird in einem lockeren und humorvollen oder auch in sarkastischen Tonfall beschrieben.
Constanca Macras hat hierfür eine Choreografie entwickelt, in der die Menschen aus dieser Lebenswelt ihre eigene Umgebung tanzend beschreiben können. So wechseln sich laufend Tanzfolgen, Sketche und Videos miteinander ab und vermischen reales Leben getanzt, mit tänzerischen Einlagen, angelehnt an Musicals und Volkstanz. Die bearbeiteten Themen kommen aus der Globalisierung, den Modewelten, der Finanzspekulation und der Megastädte, alle diese Themen werden als Tanztheater gemixt. Ein entsteht ein ständiger Wirbel der Eindrücke.
Aus den geplanten einhundert Minuten werden fast einhundertzwanzig, die Darsteller und Tänzer sind nicht zu bremsen. Die eine Gruppe folgt der nächsten und dann wieder alle zusammen geben einen tollen Wirbel auf der Bühne. Trotz dieser immensen Show bleibt stets das Anliegen der Choreografin und ihrer Tänzer im Hintergrund, eine klare Absage gegen Rassismus, Armut und Gewalt überall auf der Welt.
Peter Dahms [TanzInfo-Berlin.de]