30. Tanz im August – Besuch am 29. August im Haus der Berliner Festspiele –„Bruno Beltrão ist bekannt für seine tänzerische Dekonstruktion des Hip-Hop: Seine kraftvollen Choreografien verbinden Street-, Breakdance und Hip-Hop mit zeitgenössischem Tanz. In “INOAH“ bezieht er sich auf die politische Situation in seinem Heimatland Brasilien: Vor dem Hintergrund des Korruptionsskandals fragt Beltrão danach, wie wir mit unserer Umgebung verbunden sind, und wie uns ihre Ereignisse und Ideologien prägen. Zehn Tänzer seiner Kompanie Grupo de Rua verhandeln diese Wechselwirkungen in pulsierenden Begegnungen zwischen Aggression und Ausschweifung, Konfrontation und Gemeinsamkeit.“
Künstlerische Leitung Bruno Beltrão
Assistenz Künstlerische Leitung Ugo Alexandre Neves
Mit: Bruno Duarte, Cleidson De Almeida ‘Kley’, Douglas Santos, Igor Martins, João Chataignier, Leandro Gomes, Leonardo Laureano, Alci Junior Kpuê, Ronielson Araújo ‘Kapu’, Sid Yo
Licht Renato Machado
Kostüm Marcelo Sommer
Musik Felipe Storino
Besuchsbericht:
Eine völlig abgedunkelte Bühne, schemenhaft betreten nacheinander mehrere Tänzer den Raum und beginnen mit langsamen akrobatischen Bewegungen. Das einige Geräusch ist ein leicht an- und abschwellender tiefer Ton, der eine permanente Bedrohung assoziiert. Diese „Musik“ durchzieht mehr oder weniger stark anschwellend den größten Teil der Aufführung.
Die Choreografie entwickelt sich. Spots von der Seite und von der Bühnendecke formen Lichtinseln, die sich mit den Tänzern, in bunten, fließenden Outfit, über den ganzen Bühnenbereich bewegen und die einzeln oder in kleinen Gruppen ihre akrobatischen Figuren formen. Die Ursprünge der Akrobatik bezieht Bruno Beltrão aus dem Hip-Hop-Bereich, aus Street- und Breakdance, ihre Motivation beziehen die Tänzer aus der Anklage gegen die politischen und sozialen Missstände in ihrer Heimat Brasilien.
Die Bühne füllt sich zusehends mit bis zu zehn Tänzern, die sich über den ganzen Bühnenraum bewegend provozieren, angreifen, abwehren und vereinigen. Ein wildes Treiben der wirbelnden, in lockerer, bunter Tanzkleidung, in atemberaubender Akrobatik sich bewegenden Tänzer. Die Musik schwillt an und befeuert die Bewegungen. Ein ständiger Wechsel von durcheinander und gegeneinander Tanzenden füllt die Bühne. Ein tolles Schauspiel.
Der Beifall zum Ende der Vorstellung will dann auch keine Ende finden, nicht nur wie das bei dieser Art von Tanzveranstaltungen erfahrbare, teilweise aufgesetzte Geschrei, sondern echte Begeisterung scheint den Applaus anzutreiben. Das war ein überzeugender Abschluss mit dieser Demonstration von Professionalität und Engagement für den 30. Tanz im August Festival. Dann bis zum Wiedersehen zum 31. in 2019.
Peter Dahms [TanzInfo-Berlin.de]