von Georg Friedrich Händel – Oper in drei Akten [1731]
Libretto nach dem dramma per musica Alessandro nell’Indie von Pietro Metastasio – Nachdichtung aus dem Italienischen von Susanne Felicitas Wolf
Besuch der Premiere am 16.März 2019 in der Komischen Oper Berlin
Musikalische Leitung Jörg Halubek –
Inszenierung Harry Kupfer –
Bühnenbild Hans Schavernoch-
Kostüme Yan Tax –
Videodesign Thomas Reimer –
Dramaturgie Simon Berger –
Licht Jürgen Hoffmann
Mit:
Poros, König eines indischen Reiches – Dominik Köninger
Mahamaya, Königin eines anderen indischen Reiches – Ruzan Mantashyan
Gandharta, Feldherr des Poros – Philipp Meierhöfer
Sir Alexander – Eric Jurenas
Nimbavati, Schwester des Poros – Idunnu Münch
Timagenes – João Fernandes
Besuchsbereicht:
Ein imposantes Tableau aus Dschungelmotiven empfängt den Zuschauer schon bevor der Vorhang sich öffnet. Als dann die Oper beginnt, eröffnet sich ein tiefer Blick in ein farbenfrohes Dschungelszenario, das sich über die ganze Bühne und darüber hinaus erstreckt. Die Stimmung leitet ein in die Barockoper Poros von G. F. Händel. Harry Kupfer hat die Oper schon als Regieassistent in Halle zu den Händelfestspielen begleitet und er ist seitdem immer noch begeistert von Händel und seiner Musik.
Eine Oper soll seit ihrer Entstehung schon immer bestimmte gesellschaftliche und historische Zustände mit Musik und Libretto erklären oder propagieren. Zu diesem Zweck werden der Text und die Handlung den jeweiligen Absichten angepasst. Der Ursprungstext, den Händel 1731 für seine Uraufführung aufnimmt stammt von Metastasio und erzählt von dem großen Alexander und seinem Eroberungszug nach Indien in der Antike, angepasst an die damaligen Informationen und Kenntnisse, die man von den fernen Ländern und Kulturen in Europa hatte. Kupfer versetzt in seiner Inszenierung die Handlung und die Zeit in das 18.Jahrhundert und damit in die expansive Kolonialpolitik Englands und besonders ihrer East India Company. Das Libretto erhält noch einmal eine Anpassung oder Modernisierung und Übersetzung aus dem Italienischen ins Deutsche, als Nachdichtung und erzählt nun die Geschichte von dem Vorgehen der Eroberer gegenüber den Herrschern der von ihnen auszubeutenden Reiche Indiens.
Eingebunden in eine Eifersuchts- und Liebesgeschichte unter den Herrschenden demonstriert die Handlung, wie die Auszubeutenden unter dem Vorwand, mit ihnen Handel zu treiben überrumpelt werden. Eine Vorgehensweise, für die die englische Kolonial- und Handelspolitik berüchtigt war. Am Ende ist sie dann doch damit gescheitert und die Länder sind heute selbständige Staaten, wobei die englische Politik der vergangenen Jahrhunderte, nach heutigen Erfahrungen und der aktuellen „Brexit“-Vorgänge, gescheitert scheint.
Nach den vielen Jahren in der die Oper zwar selten aufgeführt, aber auch nach Anpassungen des Librettos hat sie nichts verloren von der Schönheit und der Harmonie ihrer Musik. Sie wurde von einem hervorragenden Musikerensemble unter dem Dirigat von Jörg Halubek und den Sängern mit dem Bariton Dominik Köninger als Poros und dem Gegenspieler Counter-Tenor Eric Jerenas als Sir Alexander sowie die junge armenische Sopranistin Ruzan Mantashyan u.w. interpretiert. So hat sie nichts verloren von ihrem tiefen Verständnis für menschliche Gefühle und der Tragik von menschlichen Schicksalen, wobei sie auch die anderen Seiten zeigt, wie Lebensfreude und Realitätsbezug.
Das Publikum ist begeistert und bedankt sich mit einem nicht enden wollenden Applaus für die Darsteller und mit Sonderapplaus für den Regisseur. Gründe und Inhalt einiger Zwischenrufe aus dem Hintergrund lassen sich nicht interpretieren, sie wurden vom Applaus überdeckt.
Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]
Weitere Termine:
Mär 2019 / Sa 16. / Fr 29. / Apr 2019 / Sa 13. / Sa 20. / Mai 2019 / Sa 4. / Jun 2019 / Di 25.
Alle Fotos: © Monika Rittershaus