von Detlev Glanert (*1960)-
Ein Sommerstück für Musik in zwei Akten –
Libretto von Hans-Ulrich Treichel frei nach „Oceane von Parceval“ von Theodor Fontane –
Besuch der Uraufführung am 28. April 2019 an der Deutschen Oper Berlin –
Musikalische Leitung Donald Runnicles –
Inszenierung, Bühne, Licht Robert Carsen –
Bühne Luis F. Carvalho –
Kostüme Dorothea Katzer –
Licht Peter Van Praet –
Chöre Jeremy Bines –
Dramaturgie Ian Burton Jörg Königsdorf –
Mit: –
Oceane von Parceval Maria Bengtsson –
Martin von Dircksen Nikolai Schukoff –
Dr. Albert Felgentreu Christoph Pohl –
Kristina Nicole Haslett –
Pastor Baltzer Albert Pesendorfer –
Madame Louise Doris Soffel –
Georg Stephen Bronk –
Chöre Chor der Deutschen Oper Berlin –
Orchester Orchester der Deutschen Oper Berlin –
Besuchsbericht
Die Melusine, ein Wesen, das sich nach der Empfindung menschlicher Gefühle sehnt, aber nicht in der Lage ist, diese Gefühle zu erleben oder auch zu beherrschen, ist Oceane. Die Figur der Melusine, die in den Romanen Theodor Fontanes immer wieder auftaucht und als tragische Erscheinung scheitert, verstößt bei dem Versuch ihrem Sehnen nachzugeben gegen alle bürgerlichen, gesellschaftlichen Regeln und wird ausgegrenzt. Oceane ist thematisiert in der Oper von Detlev Glanert, die als Uraufführung in der Deutschen Oper aufgeführt wird.
Die Oper spielt in einer heruntergekommenen Sommerfrische an der Ostsee. Eine Restauration, die ihre letzte Saison erlebt um dann in Konkurs zu gehen. Die Wirtin verspricht sich von einem geheimnisvollen Gast, Oceane von Parceval eine finanzielle Rettung für ihr Etablissement. Eine feriengestimmte bürgerliche Gesellschaft, unter ihnen ein ständig moralisierender Pastor sind die anderen Gäste. Es entspinnt sich eine Sommerliebe zwischen einem Gutsbesitzer und Oceane und einem zweiten Paar. Oceane will ihrem Verehrer nachgeben in seinem Werben aber verfehlt völlig die erwarteten Verhaltensmuster der bürgerlichen Gesellschaft und gibt sich völlig enthemmt ihren Gefühlen hin. Der Pastor verurteilt und beschimpft sie wegen ihres Verhaltens auf das Äußerste. Oceane erkennt ihren Fehler, sie ist nicht ‚kompatibel‘ zu dieser Gesellschaft. Sie schreibt einen Abschiedsbrief und erklärt darin ihre Unfähigkeit sich einzupassen in diese Moralvorstellungen und zieht sich zurück vom Leben. Sie entschwindet, ins Wasser? Das bleibt offen.
Die Komposition von Detlev Glanert ist erfüllt von dramatischen Höhepunkten, feinen Nuancen für die Unterstreichung von Gefühlsregungen und emotionalen Ausbrüchen. Sie ist aussagekräftig in der Charakterisierung der auftretenden Solisten und bei der Führung des Handlungsgangs.
Der Grundgedanke der Oper wird unterstrichen durch Videodarstellungen des Seelenzustands der Oceane auf dem Vorhang zwischen den Akten und des bewegten Wassers (Ozean) als Hintergrund der Bühne.
Die Kostüme der Darsteller wirken durch ihre Farbgebung in verschiedenen Grautönen stimmungsbildend. Daraus sticht Oceane in der Farbgebung ihrer Kleidung als fremdartig, nicht zugehörig zur dieser Gesellschaft hervor.
Das Publikum ist begeistert. Die Solisten, an erster Stelle Maria Bengtsson, die schwedische Sopranistin, als Oceane von Parceval werden überschwänglich gefeiert, ebenso der Chor und das Orchester unter Donald Runnicles. Das Regieteam, Komponist Detlev Glanert und Regisseur Robert Carsen werden in die Begeisterung mit eingeschlossen, umfassende Begeisterung und Bravorufe für die Uraufführung an der Deutschen Oper.
Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]
Weitere Termine: 3./ 15. / 17. / 24. Mai 2019
Fotos: © Bernd Uhlig