von Chaya Czernowin *1957 –
[An inquiry about love] Text von Chaya Czernowin –
Besuch der PREMIERE am 15.11.2019 in der Deutschen Oper Berlin –
Musikalische Leitung: Johannes Kalitzke –
Inszenierung: Claus Guth –
Bühne, Kostüme Christian Schmidt –
Licht Urs Schönebaum –
Video-Design Roca-Film –
Dramaturgie Yvonne Gebauer / Dorothea Hartmann-
Mit:
Solistin 1 Patrizia Ciofi / Solistin 2 Noa Frenkel –
Solist 1 Dietrich Henschel / Solist 2 Terry Wey –
Sopran Robyn Allegra –
Parton Micaëla Oeste Jana Miller Rachel Fenlon –
Mezzosopran Anna-Louise Costello Jennifer Hughes Verena Usemann Verena Tönjes-
Tenor Hans-Dieter Gillessen Lawrence Halksworth Wagner Moreira Martin Fehr –
Bass Philipp Schreyer Christoph Brunner Simon Robinson Andrew Munn –
Die Stimme Frauke Aulbert –
Der Kontrabassist Uli Fussenegger-
Ensemble Ensemble Nikel –
Live-Elektronische Realisation SWR –
Experimentalstudio Klangregie Joachim Haas Lukas Nowok Carlo Laurenzi –
Orchester Orchester der Deutschen Oper Berlin
Besuchsbericht:
Die Deutsche Oper empfängt die Besucher zur Uraufführung der neuen Arbeit von Chaya Czernowin in einer völlig anderen Umgebung als man es seit gefühlten Ewigkeiten gewöhnt ist. Anders als das gewohnte Umfeld mit einer großen Bühne, mit dem davor im Orchestergraben sitzenden Musikern und mit dem alles beherrschenden Dirigenten davor. Das ist nun völlig anders. Mitten im Publikum, wie man es von Probenbesuchen kennt, befinden sich mehrere Plätze mit der Regie und ihrer Technik. Im Raum verteilt, sichtbar oder hinter einer durchscheinenden Abdeckung befinden sich weitere Gruppen der Musiker, d.h. auch der verschiedenen Geräuschquellen. Weiteres Equipment der Geräuscherzeugung ist im Raume noch zu ahnen. Soweit der erste Eindruck. Das Programmheft zeigt schon im ersten Titel die Ankündigung, die auf die Absichten der Komponistin hinführt: „Statt einer Handlung“, eine „Erforschung der Liebe“ im fundamentalen Sinn.
Der Anlass ist ein ganz realer. Zwei Menschen treffen zufällig auf einer Treppe aufeinander und werden sich durch ein ganz banales Ereignis ihres Gegenübers bewusst. Daraus entsteht eine Folge von in sich zusammenhanglosen und doch miteinander verketteten Ereignissen, Empfindungen und Gefühlen. Sie bilden in ihrer Präsentation ein Universum von Tonsequenzen, die bis zum körperlichen Empfinden und einer gesteigerten Einbeziehung des außenstehenden, unbeteiligten Beobachters führen.
Das kann man eigentlich nicht verbal beschreiben, man muss sich den Eindrücken hingeben und mitfühlen oder sich mitziehen lassen. Die Kunst dabei ist hier, mit der Hilfe von Klängen aus den Musikinstrumenten, eingefügten Sprach- und Gedankenfetzen und elektronischer Unterstützung ein Klanggewebe zu erzeugen. Das führt durch seine emotionale Kraft bis zur körperlichen Wahrnehmung der Gefühle und optischen Eindrücke, auf die man lauschen kann oder muss, um ein dann jedoch passiver Teil der erzeugten Stimmung zu werden.
Das ist für die meisten der Besucher wohl ein neues Erlebnis. Es scheint sie jedoch beeindruckt zu haben. Der Beifall für alle Mitwirkenden ist begeistert, man hört keinen einzigen Buhruf wie sonst oft üblich, wahrscheinlich ist man immer noch befangen in diesem Klangerlebnis. Das war eine einmalige Stimmung die durch diese Arbeit entwickelt wurde und ihr zu lauschen und mitzuempfinden sehr eindrucksvoll. Eine bemerkenswerte Uraufführung in der Deutschen Oper (… war das eigentlich eine Oper?), Ein ungeteiltes Bravo für alle Mitwirkenden und besonders für Chaya Czernowin.
Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]
Alle Fotos © Michael Trippel
Weitere Termine:
21.11.2019 / 26.11.2019 / 30.11.2019 / 6.12.2019 jeweils 19h30