Gedanken und Empfindungen zu „Musiktheater im Stream“
Ich hatte mir bisher nicht viel unnötigen Gedanken darüber gemacht, wie ich die Aufführungen und die Orte der Aufführung der performativen Künste und des Musiktheaters optisch und akustisch aufnehme und empfinde. Es war für mich immer selbstverständlich, zu diesen Ereignissen einen mehr oder weniger repräsentativen Ort zu betreten und der Darbietung beizuwohnen, die mich mehr oder weniger beeindruckte hatte. Nach dem Ende der Vorstellung machte ich mir Gedanken in der Art, was habe ich gesehen, was wollten mir die Künstler mit ihrer Darbietung sagen und konnte ich das gesehene und gehörte einordnen in meine Erfahrungen oder sagte es mir nicht das Geringste oder hatte es mich nicht besonders beeindruckt. War das eben meine Schuld wegen Mangel an Erfahrung und Wissen oder wegen fehlender Konzentration. die ich nicht entwickeln konnte, weil mir irgendetwas am behandelten Thema nichts sagte oder auch, weil das Verhalten des Publikums um mich herum mich abgelenkt hatte.
Alle diese Gedanken hängen eng zusammen mit dem Dabeisein und dem Mitempfinden bei der Darbietung und der lebendigen Umgebung von Publikum und Stimmung vor Ort.
Wenn mich das eine oder das andere Stück interessiert, dann kauf ich eine CD/DVD wenn der Ort oder die Zeit der realen Aufführung für mich nicht erreichbar ist. Was ich davon habe ist eine Nacherzählung eines Ereignisses, das nur Informationen und selten Empfindungen erzeugt. Da hilft auch die tollste Technik der Aufnahme und der Wiedergabe nichts, man ist eben nicht dabei und für mich ist das eventuell eine Empfehlung mir das Stück irgendwann anzusehen, wenn es real erreichbar ist.
Ich ertappe mich schon bei dem Gedanken, dass es mir schon fehlen würde, wenn ein Besucher in einer Reihe vor mir durch ständige und weitausholende Bewegung des Kopfes wegen nicht so perfekter Sicht auf die Bühne eine Wellenbewegung in der Bewegung der Köpfe in den folgenden Reihen verursacht, weil die dann auch schlechter sehen. Ein Trost ist es dann doch, dass das in der Oper die Musik in keiner Weise beeinflusst. Das gehört nun einmal dazu bei einer Live-Vorstellung.
Diese Gedanken kommen mir, wenn ich von den sich häufenden Angeboten und Ankündigen höre, die in der Zeit der CORONAR-Pandemie veröffentlicht werden. Ich glaube nicht, dass das Publikum nicht mehr ins Theater geht oder zum Theaterort reist, wenn alles kostenlos im Internet angeboten wird. Wie gesagt, Information ist gut, Dabeisein ist Alles, wenn es um das Kunsterlebnis geht.
Die finanziellen Folgen und Probleme für Künstler und Häuser im realen sind damit noch nicht angesprochen und es ist nur zu hoffen, dass es nach der Pandemie nicht zu viele zu Boden geworfen hat und das Angebot damit schrumpft. Das wäre nicht nur sehr schade, sondern eine einzige Katastrophe.
Peter Dahms [www.dahms-projekt.de/wordpress]