PREMIERE „Dornröschen“ vom Staatsballett Berlin

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Besuch am 13. Mai 2020 in der Deutschen Oper Berlin

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„Eines der berühmtesten klassischen Ballette ist DORNRÖSCHEN, das zur bezwingend schönen Partitur von Peter I. Tschaikowsky einen festen Platz im Ballettrepertoire hat. Marcia Haydée, ehemalige Ballerina des Stuttgarter Balletts, Muse von John Cranko und selbst eine Legende, widmet sich diesem Schlüsselwerk der Ballettgeschichte als Choreographin und erarbeitet ihre eigene Fassung mit dem Staatsballett Berlin auf der Grundlage des Märchens von Charles Perrault.“
„Handlungstragend sind in der Vorlage wie im Ballettlibretto die Feen: Die zauberhaften klassischen Variationen an der Wiege der kleinen Prinzessin Aurora sind getanzte Segenswünsche, es erscheinen nacheinander die Fee der Schönheit, die der Klugheit, der Anmut, der Beredsamkeit und die Fee der Kraft. Die böse Fee Carabosse, versehentlich nicht zur Taufe der kleinen Aurora eingeladen, verflucht die Prinzessin und verheißt ihr den Tod an ihrem 16. Geburtstag; das Unheil kann durch den Segen der wohlwollenden Fliederfee gerade noch abgewendet werden, das Mädchen fällt in einen hundertjährigen Schlaf, aus dem der Kuss eines Prinzen sie erlösen kann.“ [Staatsballett Berlin]

Choreographie: Marcia Haydée / Musik: Peter I. Tschaikowsky /

Bühne und Kostüme: Jordi Roig / Licht: Vinicio Cheli / Einstudierung: Pablo Aharonian / Musikalische Leitung: Ido Arad / Orchester der Deutschen Oper Berlin /

Mit: Prinzessin Aurora: Polina Semionova / Prinz Desiré: Alexandre Cagnat / Carabosse: Dinu Tamazlacaru / Fliederfee: Elisa Carrillo Cabrera / Schüler:innen der Staatlichen Ballett- und Artistikschule Berlin

Besuchsbericht vom 13-05-2022:

„Ballett ist Dornröschen“, spricht man jemand an über seine Erfahrung oder Beeindruckung von oder durch Ballett, so folgt unweigerlich der Titel Dornröschen. Dornröschen ist das was man allgemein als Ballett versteht. Kleine Mädchen und auch größere sind begeistert, wenn sie als ihre erste Theatererfahrung eine Aufführung von Dornröschen erlebt haben. Bei vielen besteht dann meist der Wunsch auch einmal so auf der Bühne zu agieren. Das gibt sich zwar mit der Zeit, jedoch viele bekannte und berühmte Ballettkünstlerinnen ( .. wohl auch Ballettkünstler) berichten von ihrer ersten Berührung mit ihrem Fach, mit Dornröschen.
Heute also wieder Dornröschen, das Märchen von einer Prinzessin, die durch eine Hexe zu ewigen Schlaf verwünscht wird, bis sie von dem Kuss eines Prinzen, der sie wieder ins Leben zurückholt, erlöst wird. Was für eine schöne Geschichte.

Foto © Yan Revazov

Die meisten der bekannten und berühmten Choreografen haben sich mit mehr oder weniger, meist mit großem Erfolg an der Erschaffung einer Choreografie zu diesem Thema versucht. Heute kam die Arbeit von Marcia Haydee, die die Idee von Marius Petipa unter der Musik von Pjotr I. Tschaikowsky in ihre Interpretation umsetzte, zur Premiere.
Hier kann die ganze Pracht entfaltet werden, die sich in Bühnenbild und Kostüme zeigen lässt. Jordi Roig zeigte mit seinem Team, was für ein großes Ballett angemessen ist. Das Ergebnis begeistert das Publikum auf der großen Bühne der Deutschen Oper Berlin. Die Musik vom Orchester der Deutschen Oper unter der Leitung von Ido Arad ist dafür die spritzige Begleitung. Marcia Haydéé hat hier ihre eigene Interpretation herausgestellt, indem sie der Rolle der bösen Fee eine neue, aktivere Rolle, ihr eine elegante Note gibt und sie zu einer aktiven, tanzenden, schlüsselgebender Person macht.

Foto © Yan Revazov

Das Publikum bedankt sich mit einem langen, begeisterten Applaus für diese großartige Aufführung.

[Peter Dahms: TanzInfo-Berlin.de]

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Hier zum Vergleich und zur Erinnerung ein Besuchsbericht vom 13-02-2015 der Inszenierung und  Choreographie von Nacho Duato:

„Gestern war die Premiere von „Dornröschen“, getanzt vom Staatsballett Berlin, Inszenierung und Choreographie: Nacho Duato. Die eigentliche Premiere fand bereits 2011 am Mikhailovsky Theater in St. Petersburg statt. Diese Inszenierung wurde nun mit minimalen Änderungen von Nacho Duato mit dem Staatsballett Berlin einstudiert. Man durfte gespannt sein, wie diese Version beim Kritiker und Publikum ankommen würde. Diese Choreographie von Nacho Duato ist spritzig und teilweise humorvoll, sodass man hin und wieder schmunzeln muß. Er hat neue Gesten und Bewegungen konzipiert, andere Passagen (wenn man es mit der ursprünglichen Choreographie vergleicht) dafür weggelassen und jeder Tänzerin und jedem Tänzer, die vorher nicht getanzt haben (z. B. der König und die Königin)  eine tanzende Rolle zugedacht. Die Charaktere der einzelnen Protagonisten wurden durch ihre Persönlichkeit dargestellt und ihre Verbindungen zueinander besonders hervorgehoben. Trotz aller neuen Facetten in der Choreographie von Nacho Duatos „Dornröschen“, ist der Choreograph dem klassischen Ballett treu geblieben.
Das Bühnenbild und auch die prächtigen Kostüme sind von der Bühnen- und Kostümbildnerin  Angelina Atlagic entworfen worden. Es sind kleine Kunstwerke, die hier entstanden sind und Angelina Atlagic hat sich selbst übertroffen. Ein wirklicher Augenschmaus für die Zuschauer, und man kann verstehen, dass Angelina Atlagic etliche Preise und Auszeichnungen bekommen hat. Außerdem wurde durch viele kleine Utensilien ein stimmungsvolles und romantisches Bild von dem Geschehen auf der Bühne erzeugt.
Dazu kam die wunderbare Musik von Peter I. Tschaikowsky. Er ist der Ballettkomponist schlechthin. Schwanensee, Der Nussknacker und „Dornröschen“ sind die populärsten Ballette des Komponisten. Viele Experten sind ja der Meinung, dass „Dornröschen“ musikmäßig am schönsten ist. Das ist sicher eine Geschmackssache, ich persönlich finde, dass jedes der drei Ballette für sich spricht.
Das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter seinem Dirigenten Robert Reimer war den Tänzerinnen und Tänzern ein würdiger Begleiter. Sie setzten die Musik Tschaikowskys eindrucksvoll um. Eine Klasseleistung. Man spürte die Erfahrung des Dirigenten und die Begeisterung, mit der er diese Aufgabe ausführte. Er hat schon viele Ballettvorstellungen erfolgreich dirigiert.
Es wurde optimal getanzt. Jeder Einzelne bot sein Bestes. Natürlich sind besonders die Solistinnen und Solisten zu erwähnen.
1.) Sarah Mestrovic als Fée des Lilas, eine bemerkenswerte Interpretation, sicher und elegant vorgetragen.
2.)Rishat Yulbarisov als Carabosse. Er besitzt eine starke Bühnenpräsenz, seine Bewegungen sind ausgefeilt, und er tanzt und spielt auf hohem Niveau. Großartig, wir sind auf seine nächste Rolle beim Staatsballett gespannt.
3.) Leonid Sarafanov als Gasttänzer, als Prinz Desiré. Ein begnadeter Tänzer. Seine Ausführungen auf der Bühne waren erstklassig, alles sicher und technisch perfekt. Eine Freude, ihm zuzusehen. Ein ebenbürtiger Partner für Iana Salenko.
4.) Iana Salenko als „Dornröschen“. Iana Salenko tanzt und spielt nicht nur „Dornröschen“ sie ist einfach „Dornröschen“. Mit ihrem Liebreiz und ihrer Ausstrahlung ist sie geradezu prädestiniert für diese Rolle. Sie tanzt ihren Part mit einer Leichtigkeit und ist technisch brillant. Auch schauspielerisch zeigt sie Seiten ihres spielerischen Talents. Mit ihrem Partner Leonid Sarafano harmoniert sie sehr gut und es wurde, soweit nötig, völlig synchron getanzt. Iana Salenko ist ein „Dornröschen“, wie das Publikum es sich wünscht. Ein großes Lob für diese Darbietung.
Nach Beendigung der Vorstellung gab es enthusiastischen Applaus. Jubel und Bravorufe für Iana Salenko, Leonid Sarafanov, Sarah Mestrovic, Rishat Yulbarisov, das Orchester der Deutschen Oper Berlin mit seinem Dirigenten Robert Reimer. Auch die übrigen Mitwirkenden wurden mit lang anhaltenden Beifall bedacht. Blumen für Iana Salenko wurden überreicht. Nacho Duato wurde für seine Inszenierung und Choreographie ebenfalls mit Bravorufen gefeiert, ebenso die Kostüm- und Bühnenbildnerin Angelina Atlagic.
Es war ein wunderschöner Abend. Das Ballett „Dornröschen“ gibt es noch mehrmals in dieser Spielzeit, und ich kann diese Ballettaufführung nur wärmstens empfehlen. Es lohnt sich wirklich.“
[Renate Dahms (i.M.) : www.TanzInfo-Berlin.de]

Alle Fotos © Yan Revazov