„TIME, CREATION, DESTRUCTION“

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„J’ai pleuré avec les chiens“ von Daina Ashbee

   im 34. Internationalen Festival „Tanz im August 2022“

Besuch in der St. Elisabeth-Kirche am 10. August 2022

„Ausgangspunkt für das erste Gruppenstück der kanadischen Choreografin Daina Ashbee ist die Erkundung eines Gefühls: des Trosts, den wir verspüren, wenn wir unsere Hunde an uns drücken, mit unseren hündischen Gefährt:innen heulen. Inmitten von Geknurre, Gekläffe, Tränen und Rufen steigen männliche und weibliche Körper auf allen Vieren kreuz und quer übereinander und durchlaufen dabei tranceartige Zustände von Schmerz und Unterwerfung. Ashbee verweigert sich kolonialistischen und kapitalistischen Kategorien und schafft so einen Raum für Flüchtiges, Vergängliches und Entblößtes.“ [HAUTanz im August]

Choreografie Daina Ashbee
Probenleitung Gabriel Nieto

Mit Angélica Morga, Irene Martínez, Greys Vecchionnacce, Gabriel Nieto, Élise Vanderborght, Lorena Olguín
Mentor Benoît LaChambre
Musik Sean MacPherson, Daina Ashbee, Gabriel Nieto
Text Nayla Naoufal
Foto & Video Nicolas VanAchter
Technische Leitung & Lichtdesign Vito Walter
Projektmanagement & Administration Angélica Morga

Besuchsbericht:

Im archaischen Innenraum der „Schinkelschen“ St. Elisabeth-Kirche versammeln sich die Besucher im Umkreis um eine Tanzfläche auf je zwei Stuhlreihen, um der Aufführung zu folgen. Die Vorführung bespielt die gesamte innere Tanzfläche. Das Tanzstück, Diana Asbees erstes Gruppenstück, befasst sich mit der Berührung mit anderen Individuen denen sie, der Choreografin nahe sind, emotional und körperlich. Es ist die Idee und die Demonstration von Berührungen, Gefühlen und Emotionen, die Sie dabei empfindet. Sie zeigt, wie enge Berührungen mit Körpern, die männlich oder weiblich sind oder auch die Berührung mit ihren Hunden, als tröstlich und beruhigend auf sie selbst und auf die anderen Körper und Individuen wirkt. Eine Idee und Darstellung von erlebter Empathie und von Trost soll dadurch bewirkt und demonstriert werden. Soweit die Beschreibung aus dem Programm. Was nun vorgeführt wird, von fünf weiblichen Tänzerinnen und einem männlichen Tänzer, sämtlich nackt, ist eine Bodenakrobatik von exzellenter Ausführung. Diese steigert sich jedoch von Szene zu Szene laufend in ihrem emotionalen und tonalen Ausdruck bis zum Exzess. Das Stück endet, wenn sich die Tänzer total verausgabt haben und überwältigt zu Boden fallen. Der Beifall ist nach einer kurzen „Denkpause“ begeistert aber verhalten. Man muss sich erst gefühlsmäßig sammeln. Der Einsatz der Darstellenden war eine gewaltige Leistung, augenscheinlich bis zur Erschöpfung.

Peter Dahms – [TanzInfo-Berlin.de]

Titelfoto © Stephanie Paillet