PREMIERE „Fidelio“

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von Ludwig van Beethoven –

Besuch der Premiere am 25.November in der Deutschen Oper Berlin

Oper in zwei Aufzügen, Libretto von Josef Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke – Uraufführung – Dauer 3 Stunden / eine Pause – In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.

Weitere Vorstellungen: 30. November; 3.,18. Dezember 2022; 7.,14. Januar sowie am 22. und 26. Februar 2023

Premierenbesetzung:
Musikalische Leitung Sir Donald Runnicles – Regie David Hermann – Bühne, Kostüme Johannes Schütz – Licht Ulrich Niepel – Chöre Jeremy Bines – Dramaturgie CarolinMüller-Dohle u.w.

Mit:
Don Fernando: Thomas Lehman – Don Pizarro: Markus Brück – Florestan: Robert Watson – Leonore: Ingela Brimberg – Rocco:Tobias Kehrer – Marzelline: Sua Yo – Jaquino: Gideon Poppe u.w.

Zum Inhalt:
„Im Geiste der Französischen Revolution komponiert, verhandelt FIDELIO die Frage nach individueller und kollektiver Freiheit angesichts tyrannischer Unterdrückung. Beethoven griff für die Arbeit an seiner einzigen Oper auf einen politischen Stoff zurück, der in der Tradition der französischen Rettungsoper wurzelt. Es ist die Geschichte einer todesmutigen Frau, Leonore, die ihren aus politischer Willkür inhaftierten Mann aus der Gefangenschaft befreit und damit einen politischen Umsturz auslöst.

© Bernd Uhlig

Dass sich in der Oper Elemente der deutschen Spieloper, Arien von romantischer Innerlichkeit, Orchesterzwischenspiele in tondichterischer Qualität und ein sinfonisches Ende kreuzen, verweist in keiner Weise auf Beethovens musikalisches Unvermögen, eine schlüssige Oper zu komponieren. Vielmehr trägt die Form seiner revolutionären Vorstellung von Kontrastdramaturgie und Formsprengung Rechnung – je weiter Leonore in die Tiefen des Kerkers hinabsteigt, desto deutlicher tritt der existenzielle Kern des Dramas hervor. Die unbedingte Affirmation der Freiheit, der Menschenrechte und des Humanismus bricht sich schließlich im symphonisch angelegten, chorischen Finale Bahn, in dem Beethoven mit einem Zitat aus Schillers „An die Freude“ schon auf die Zukunftsmusik seiner „Neunten“ vorausdeutet. Die Oper wurde im Laufe ihrer Rezeptionsgeschichte von gegensätzlichen Lagern immer wieder politisch vereinnahmt, Leonore zur Ikone stilisiert. Und dennoch überstrahlt Beethovens in Musik gebannte Vision einer humanistisch geprägten Gesellschaft alle nachfolgenden Versuche, das Werk auf Eindeutigkeiten zu reduzieren. …“ [Deutsche Oper Berlin]

Besuchsbericht:

Eine weites gehend leere Bühne, im Hintergrund die Bühnenwand, mit einem offenen Spalt, in dem sogar noch ein Teil der Bühnentechnik sichtbar ist. In der Mitte ein etwas tiefer liegendes Rund an dem im Halbkreis Menschen lehnen. Sie tragen große Gesichtsmasken in pittoresker Form. In der Mitte ein Podest, auf dem ein anscheinend toter Körper unter einem weißen Tuch liegt. Als Hinweis zum erwarteten Kerker, befindet sich eine größere Öffnung, die hell erleuchtet ist und den tiefer liegenden Kerker verorten soll. Warum eigentlich das helle Licht aus einem „Kerker“ ? Aus dieser Öffnung ragt der obere Teil einer Stehleiter, als Zugang zum Kerker. Die Leiter soll das Oben und Unten des Gefängnisses symbolisieren.

© Bernd Uhlig

Die ersten Solisten treten auf, kostümiert wie wohl zur „Gartenarbeit“ verabredet, das Spiel kann beginnen.
Das Spiel beginnt und lässt das seltsame Ambiente vergessen. Die Sänger und das Orchester unter Sir Donald Runnicles beginnen die Aufführung und ziehen das Publikum in Ihren Bann. Die Geschichte erklärt sich aus dem Auftreten von Leonore, der als Fidelio verkleideten Frau des Gefangenen Florestan im unteren Kerker, die ihren Mann aus der Gewalt des Gefängnisaufsehers befreien will.
Beethoven hat hier eine, seine einzige Oper komponiert, mit der er seine Vorstellungen von Freiheit und gegen politische Gewalt demonstrieren wollte und er hat sich wenig um die üblichen Elemente und Vorstellungen über den Aufbau und die Konstruktion einer Oper seiner Zeit gekümmert. Er wollte mit ihr einzig seine eigenen, persönlichen Vorstellungen zu Machtstrukturen und Gesellschaft demonstrieren.

© Bernd Uhlig

Deshalb erscheint der ganze Ablauf der Oper und die Darstellung der Personen und der gesellschaftlichen Situationen nicht sehr eindeutig und nachvollziehbar, das änderte nichts an dem Erfolg der Oper, auch besonders wegen der Komposition von Beethovens Singspiel.
Der zweite Aufzug zeigt dann den unteren Teil der Stehleiter, die auf dem Boden des Kerkers steht und im letzten Teil der Oper sich zu einem weiten Raum öffnet, aus dem sich eine Menschenmenge zum Schlussbild mit der Forderung nach Freiheit und Bestrafung der Despoten ergießt.
Der Vorhang fällt (symbolisch, die Oper endet mit dem Verlöschen des Lichts), und ein schallendes „Buuh, Buuh“ ertönt aus dem Publikum als Verriss für die Inszenierung.
Das ändert sich bei der Vorstellung der Solisten, des Chors und besonders für das Orchester unter der Leitung von Sir Donald Runnicles. Nicht alles rund, aber eine eindrucksvolle Opernpremiere.

[Peter Dahms [www.OpernInfo-Berlin.de / www.dahms-projekt.de/wordpress]

Titelfoto © Bernd Uhlig
Weitere Fotos © Bernd Uhlig