von Guiseppe Verdi, Besuch der Premiere am 29.Januar 2023 in der Deutschen Oper Berlin
Oper in einem Vorspiel und drei Aufzügen Dichtung von Francesco Maria Piave – Uraufführung am 12. März 1857 in Venedig
Weitere Vorstellungen:
1. Febr. Mi. / 4. Febr. Sa. / 9. Febr. Do. / u.w.
Premierenbesetzung:
Musikalische Leitung Jader Bignamini, Yi-Chen Lin (25.02.2023) / Inszenierung Vasily Barkhatov, / Bühne Zinovy Margolin, / Kostüme Olga Shaishmelashvili, / Licht Alexander Sivaev, / Chöre Jeremy Bines, / Dramaturgie Sebastian Hanusa
Mit:
Simon Boccanegra, George Petean, Dong-Hwan Lee (25.02.2023) / Jacopo, Liang Li / Fiesco, Ante Jerkunica (17.02.2023 | 19.02.2023 | 25.02.2023) / Paolo Albiani, Michael Bachtadze, Joel Allison (17.02.2023 | 19.02.2023) / Pietro, Padraic Rowan, Ossian Huskinson (17.02.2023 | 19.02.2023) / Maria / Amelia, Maria Motolygina, Flurina Stucki (19.02.2023 | 25.02.2023) u.w.
Orchester, Orchester der Deutschen Oper Berlin
Chöre, Chor der Deutschen Oper Berlin
Zum Inhalt:
Opern zu schreiben hieß für Verdi, sich zur Welt zu verhalten, sich einzumischen, die Stimme zu erheben und sich auf der Bühne zu politischen Fragen zu äußern. Kaum eine seiner Opern treibt jedoch die Frage, welchen Preis der Einzelne für politische Macht zu zahlen hat, derart auf die Spitze wie SIMON BOCCANEGRA: Der Korsar Simon Boccanegra hat mit seinen militärischen Erfolgen in seiner Heimatstadt Genua großes Ansehen errungen. Paolo, der Anführer der Volkspartei, will Simon zum Dogen wählen lassen und damit die Macht der Adelspartei brechen. Zugleich ist Simon jedoch mit der Tochter Fiescos, des Anführers der Adelspartei, liiert und hat mit ihr sogar eine Tochter. Der Vater verweigert den beiden die Heirat und schließt die Tochter in seinem Palast ein, wo sie wenig später verstirbt. Erst kurz vor seiner Wahl zum Dogen findet Simon dort seine tote Geliebte. Die gemeinsame Tochter Maria / Amelia
[Deutsche Oper Berlin]
Besuchsbericht:
Eine grossartige Inszenierung mit einem beeindruckenden Bühnenbild, bei dem die Möglichkeiten der Bühne die Erzählung eindrucksvoll unterstützen. Der Szenenwechsel wird durch die Drehbühne dynamisch vollzogen. Die Balustrade darüber wird für die Demonstrationen des Volkes eingesetzt. Dadurch bekommt die Handlung ihre dramatische Wirkung. In Zwischenbilder wird auf dem Vorhang mit einer „Presseschau“ über den Fortgang der Ereignisse zwischen den Szenen informiert, eine Inszenierung ohne Pause.
Beeindruckende Sänger:innenstimmen erzählen die Geschichte des Volkstribunen Simon Boccanegra und seiner Gegner und Mitläufer. Verdi hat hier eine Geschichte, die im 14.Jahrhundert in Genua spielt vertont, die an Komplexität wenige Beispiele hat. Er sieht sich gezwungen, sein Werk nach 24 Jahren in einer weiteren Fassung zu entwickeln. Das ändert jedoch nichts an der komplexen Handlung, bei der das Schicksal das Leben der Handelnden miteinander verbindet und verwirrt. Es ist eine gute Idee, sich vor dem Besuch der Oper über die komplexen Handlung ein Bild zu machen, dann kann man eventuell, die Beweggründe und die Handlungen besser nachvollziehen. (… unten als Vergleich ein Bericht einer früheren Inszenierung an der Deutschen Oper, die die Handlung beschreibt.)
Unabhängig davon, kann man der Oper als Musik- und Gesangsdarbietung gespannt folgen und sich durch die Darstellung beeindrucken lassen. Zum Ende der Vorstellung wurden allen Darstellenden ein begeisterter, verdienter Applaus des Publikums geboten, ebenso für das Orchester und den weiteren Mitarbeitern. Das war wieder eine erfolgreiche, begeisternde Premiere an der Deutschen Oper Berlin.
[Peter Dahms [www.OpernInfo-Berlin.de / www.dahms-projekt.de/wordpress]
Titelfoto © Bettina Stöss
Weitere Fotos © Bettina Stöss
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Hier ein Rückblick auf eine frühere Inszenierung:
Besuchsbericht der Premiere „Simon Boccanegra“ in der Inszenierung von Lorenzo Fioroni in der Deutschen Oper Berlin von 2007:
„Am Sonntag, dem 18.März 2007 sah ich mir nach „LA FORZA DEL DESTINO“ in der DEUTSCHEN OPER BERLIN eine weitere Verdi Oper, nämlich „SIMON BOCCANEGRA“ an. Diese Oper wurde am 26.November 2006 neu inszeniert und zwar von Lorenzo Fioroni. Obwohl ich im allgemeinen mit modernen Inszenierungen nicht viel anfangen kann, hat mir diese Aufführung gut gefallen. Der Konflikt zwischen den politischen Gruppen wurde glaubwürdig und überzeugend dargestellt. Als Hoffnungsträger wählt man den bürgerlichen Simon Boccanegra zum Dogen von Genua und setzt große Erwartungen in ihn. Er versucht diesen Erwartungen gerecht zu werden, scheitert jedoch letztendlich. Doch in der Stunde seines Todes kommt es zwischen ihm und seinem Erzfeind Fiesco zu einer Versöhnung. Diese Verdi Oper ist durch die Behandlung des Themas durchzogen von schwarzer Melancholie, in die auch die Liebe nur wenig Trost bringt, anders als sonst die von Verdi gewohnte Umsetzung literarischer Themen. In dieser Inszenierung wird das Thema schlüssig in Szene gesetzt. Die Rollen waren hervorragend besetzt, die Musik von Simon Boccanegra ist dramatisch, leidenschaftlich und aufwühlend. Es gibt sie nicht, die ganz besondere, populäre Arie, wie z.B. im Rigoletto oder in anderen Verdi Opern, aber dafür hat diese Oper eine ganz aussergewöhnliche Musik und zieht den Zuhörer in seinen Bann. Wie ich schon erwähnte, war die Besetzung erstklassig, als Simon Boccanegra Roberto Frontali, als Jacopo Fiesco Roberto Scandiuzzi, als Gabriele Adorno Fabio Sartori, als Maria Tamar Iveri, um die Hauptpersonen zu nennen. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Attilio Tomasello. Ich möchte dieses Mal keinen der genannten Interpreten besonders herausstellen, alle boten eine hervorragende Leistung.Eine Feststellung habe ich jedoch für mich persönlich gewonnen, diese Verdi Oper müsste trotz ihrer oft traurigen und melancholischen Musik viel öfter im Spielplan der internationalen Opernhäuser zu finden sein. Es war ein ganz besonderer Opernabend für mich in der Deutschen Oper Berlin, dieser 18.März 2007.
Renate Dahms von OpernInfo-Berlin.de (i.M)