Premiere „Messa da Requiem“ vom Staatsballett Berlin

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Musik von Giuseppe Verdi – Choreographie von Christian Spuck

Besuch der Premiere am 14.April 2023 in der Deutsche Oper Berlin

Weitere Termine: MO 17.04.2023 ;SA 29.04.2023 ;DO 04.05.2023 ;SA 06.05.2023 ;FR 12.05.2023 ;FR 02.06.2023 ;MO 19.06.2023 ;DO 22.06.2023 ;DI 27.06.2023

Choreographie und Inszenierung: Christian Spuck Bühnenbild: Christian Schmidt – Kostüme: Emma Ryott – Licht: Martin Gebhardt – Dramaturgie: Michael Küster, Claus Spahn – Choreinstudierung: Justus Barleben

Musikalische Leitung: Nicholas Carter – Sopran: Olesya Golovneva – Mezzosopran: Annika Schlicht – Tenor: Andrei Danilov – Bass: Lawson Anderson

Solist:innen und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin –Rundfunkchor Berlin – Orchester der Deutschen Oper Berlin .

Eine Koproduktion des Staatsballetts Berlin mit dem Rundfunkchor Berlin

Eines der zentralen Werke von Giuseppe Verdi ist seine MESSA DA REQUIEM, die 1874 in Mailand uraufgeführt wurde und bis heute zu den bewegendsten Werken seines Schaffens gehört. Verdi selbst hat zwar lateinische Texte aus der katholischen Liturgie vertont, bekanntermaßen aber etwas Allgemeinmenschliches im Sinn gehabt, als er die Komposition nach einigen persönlichen Tiefschlägen und Verlusten erarbeitet hatte. So wie Verdi in der musikalischen Gestaltung über die christliche Vorstellung von Tod und Auferstehung hinausgeht, geht es auch Christian Spuck nicht um eine religiöse Deutung des liturgischen Textes. Vielmehr will er in seiner Interpretation von Menschen erzählen, die in ihrer Verletzlichkeit und Hilflosigkeit auf der Suche nach Trost sind. »In Verdis REQUIEM, ein groß angelegtes Oratorium, geht es ganz allgemein um die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Tod, um die großen Fragen: Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? In der Reflexion über die Endlichkeit des Daseins sind wir mit uns selbst konfrontiert. Der Mensch blickt auf sich selbst im Angesicht des Todes, und ich glaube, in diesem Sinne hat der kirchenkritische Verdi sein REQUIEM auch komponiert.

Christian Spuck bringt seine Zürcher Erfolgsinszenierung nach Berlin, die in bildgewaltigen Szenen von Gefühlen wie Angst, Zorn, Schmerz und Trauer erzählt und sich mit den Grenzen zwischen Leben und Tod auseinandersetzt. Gemeinsam mit den Tänzer:innen des Staatsballetts Berlin werden namhafte Gesangsolist:innen und der renommierte Rundfunkchor Berlin (Chefdirigent Gijs Leenaars) dieses bedeutende Werk zur Aufführung bringen.“ [Staatsballett Berlin].

Besuchsbericht:

Lichtstimmung statt Farbe, das ist der erste Eindruck als sich der Vorhang hebt. Das sollte so bleiben. Seit dem verunglückten Wechsel der Intendanz zu Sascha Waltz/Johannes Öhmann und einer Saison mit bekannten Balletten aus dem Repertoire, nun der totale Wechsel. zu Christian Spuck und damit einem Wechsel zu einer völlig neuen Auffassung von Ballett in unserer Zeit. Das was man in Berlin bisher als Ballett kannte, gibt es nicht mehr. Christian Spuck produziert eine „Modern Dance Tanzoper“ nach und mit Verdis „Messa da Requiem“ und er spart dabei nicht mit den Effekten, tänzerisch, musikalisch, stimmgewaltig und in der Ausstattung.

                                    © Serghei Gherciu

Beeindruckt folgt man der Musik, dem Orchester und den Stimmen des Oratoriums und dabei wirkt das Ballett und die einzelnen Tanzszenen wie die Dekoration des Oratoriums in seiner Gesamtheit. Das hat man auf der Deutschen Oper in dieser Eindringlichkeit und Gewaltigkeit schon lange nicht mehr erlebt. Auch das Staatsballett mit seinen erstklassigen Tänzerinnen, Tänzern und Gruppen kann hier seine ganzen Möglichkeiten ausschöpfen und sein Können demonstrieren. Nur beim Publikum ist dieser Wechsel, wenn er im Ganzen einer ist, noch nicht recht angekommen. Man sieht noch die „Mutti mit ihrem kleinen Mädchen“, die sich unter Ballett eine bunte und erzählende Märchenwelt vorstellte, aber dann wohl noch einiges davon im Repertoire vorfinden können.

© Serghei Gherciu

Nun wir werden sehen, wie das das Publikum den Schock der neuen Ballettwelt aufnimmt und verarbeitet. Alles Gute für das Staatsballett und die neue Intendanz kann man dafür wünschen.

Peter Dahms [www.TanzInfo-Berlin.de / www.dahms-projekt.de/wordpress ]

Titelfoto: © Serghei Gherciu – Weitere Fotos: © Serghei Gherciu