Erschienen im transcript-verlag, Bielefeld in der Reihe Digitale Gesellschaft
Am 12. Februar 2025, 246 Seiten – ISBN: 978-3-8376-7381-4
Zur Mediengeschichte und -theorie des Personal Computing
… aus der Verlagsankündigung und Einführung:
„In der digitalen Medienkultur interagieren wir ständig mit Interfaces: Sie sind so ubiquitär und alltäglich, dass sie uns oft gar nicht mehr auffallen, dabei verfügen sie über eine eigenmächtige Agency. Sabine Wirth nimmt die Vermittlungsleistung von User Interfaces in ihrer geschichtlichen Genese in den Blick und erarbeitet aus medienkulturwissenschaftlicher Perspektive ein Theoretisierungsangebot für die veralltäglichten Verhältnisse von Mensch und Computer. Anhand der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Personal Computing und ihrer zunehmenden Auflösung zeigt sie, welch besondere Bedeutung User Interfaces als konkreten Medienumgebungen im Rahmen größerer Dispositive der Handhabung zukommt.“ transcript-verlag
…. „Die grundlegende Idee dieses Kapitels ist, den Computer als (Alltags-)Medium von der Kategorie des User Interface her zu denken – jedoch nicht auf eine Art und Weise, die den kultur- und geisteswissenschaftlichen Fächern schon mehrfach den Vorwurf eingehandelt hat, sich nur mit Oberflächen auseinanderzusetzen und Computer dabei auf grafische Benutzerschnittstellen zu verkürzen. 1 User Interfaces lassen sich nicht lediglich als erste/oberste Schicht einer in verschiedene Ebenen oder Schichten aufteilbaren und sauber trennbaren technischen Struktur begreifen, deren ›Tiefenoperationen‹, die eigentliche Medialität des Computers begründen. Vielmehr wird im Folgenden zu erörtern sein, inwiefern diverse operative Ebenen in User Interfaces gebündelt zusammenwirken und sie deshalb als Teil größerer Dispositive der Handhabung verstanden werden können.“ (78) transcript-verlag
„Bei der Ausarbeitung dieses Zuschnitts kann die vorliegende Arbeit an eine Reihe von medienkulturwissenschaftlichen Ansätzen anknüpfen, die sich konkret mit Fragen des User Interface befassen.…“(79) transcript-verlag
„Anhand der exemplarischen Erschließung des Handhabungsdispositivs Personal Compting soll verdeutlicht werden, wie User Interfaces populäre Umgangsweisen mit digitaler Computertechnologie etablieren und fest im Alltagsleben verankern“.(123) transcript-verlag
„ … kann die Memex-Vision aus zwei zentralen Gründen als wichtiger Teil der Vorgeschichte des Personal Computing gelten: Zum einen formuliert Bush die Idee einer auf eine Einzelnutzerin zugeschnittene Maschine, die zur individualisierten Verwaltung von Datenmaterial eingesetzt wird und als Werkzeug für den Alltag bzw. für das alltägliche wissenschaftliche Arbeiten konzipiert ist.“ (137) transcript-verlag
„Im Jahr 1973 wurde von einem Team um Butler Lampson, Alan Kay, Charles Simonyi und Larry Tesler am Xerox PARC der Xerox Alto – der erste Prototyp eines Personal Computers – vorgestellt. Der Begriff ›personal computer‹ bzw. das übergeordnete Konzept des ›personal computing‹ wird Alan Kay zugeschrieben. Bei dem feststehenden Begriff Personal Computer scheint es sich jedoch eher um eine rückblickende Zuschreibung zu handeln.“ (162) transcript-verlag
„An der Formierung des Handhabungsdispositivs Personal Computing wirken nicht nur die Nutzungskonzepte der Entwickler:innen und die konkreten – kommerziell erwerblichen – User Interface-Anordnungen wie die besprochenen GUIs und die zugehörigen Interaktionsparadigmen mit, sondern auch die Diskurse der Werbung und des Marketing sowie verschiedenste Formen der Aneignung dieser User Interfaces durch Nutzer:innen.“ (178) transcript-verlag
Rezension:
… das sind nur einige kurze Informationen, die einen Einblick in den Inhalt des hier rezensierten Buches über die Entstehung und die Geschichte des „Personal Computing“, aus dem Werk von insgesamt 243 Seiten. Darin liegt eine umfangreiche Einführung in die Geschichte, den Ursprung und die weitere Entwicklung des Computer zum PC und das Betriebssystem Windows mit seinen Vorläufer Grundlagen und der Peripherie,wie Bildschirm und Maus als Bedienelement.
Die ganze Geschichte dahinter, die sich aus der Einführung des PCs entwickelt, die Hoffnungen, die sich nach dem ersten Kennenlernen des PC durch den User ergaben, eine Möglichkeit zu haben, beliebige Daten, Bilder, Texte und Töne, z.B. als Musik auf einem Gerät, mit den erforderlichen Speicher- und Wiedergabefunktionen für den privaten (.. und beruflichen Gebrauch) Zugriffs-Elemente zum gespeicherten Inhalt und dessen Nutzung vor.zur Verfügung zu haben, wurden jedoch nur zum Teil erfüllt.
Der auch für den privaten Gebrauch entwickelte Computer als „Personal Computer = PC“ entwickelte Computer bestand aus einem Gehäuse mit einem Speicher für Daten, einem Datenträgerlaufwerk und einem Bildschirm. Die Bedienung erfolgte über eine Grafische Einheit als sogenannte Maus und eine alphanumerische Tastatur. Die damit einstehenden Daten als Text und zunehmend mit Grafikbestandteilen konnten auf einem eingebauten Plattenspeicher gespeichert und wieder ausgegeben werden. Mit der zunehmend größer werden den Datenmenge ergab sich die Notwendigkeit, diese auch außerhalb abzulegen und wieder zurück zu holen.
Solange die Daten lokal gespeichert werden konnten, gab es keine Probleme. Aber die Daten wurden immer umfangreicher und erforderten deshalb eine Speicherung auf einem externen Datenträger. In dieser Situation entstand das Datennetz, dass die Daten auf einem externen Träger speicherte und über Computernetze zurück gespeichert werden konnten. Damit war der Computer kein reiner Personalcomputer mehr.
Damit hatte der Computeruser nicht mehr den alleinigen Zugriff auf seine Daten und weitere Informationen. Das Versprechen des Personal Computers war gebrochen.
Die weitere Entwicklung betraf das Gerät selbst. Es wurde immer mobiler, dh die Daten und weitere „Personal-Informationen“ wanderten in externe anonyme Datennetze, damit auch alle privaten Informationen. In der weiteren Folge wurden die Funktionen und weitere private Möglichkeiten beschnitten. D.h. das Gerät wurde immer handlicher und damit nur noch ein einfaches Eingabegerät zu anonymen Datensammlungen. Der Benutzer hatte alle Kontrolle über seine Daten abgegeben, er war nur noch Benutzer.
Das Buch befasst sich ausführlich mit den Entwicklungen, die zu dem heutigen Zustand geführt haben, von dem „Personal Computer“, der Verheißung, ist nichts mehr geblieben.
Peter Dahms [www.Dahms-Projekt.de/wordpress]