Premiere „Der Zwerg“

Besuchsberichte OPER Termine

von Alexander von Zemlinsky (1840-1924)
Oper in einem Akt mit einem Prolog –

Besuch am 24. März in der Deutschen Oper Berlin

Als Prolog: Arnold Schönberg (1874 – 1951) –
Begleitungsmusik zu einer Lichtspielscene für Orchester op. 34 (1930) –

Libretto von Georg C. Klaren nach dem Märchen
„The Birthday of the Infanta“ von Oscar Wilde –

Uraufführung am 28. Mai 1922 in Köln –
Premiere am 24. März 2019 Deutsche Oper Berlin –

Musikalische Leitung Donald Runnicles –
Inszenierung Tobias Kratzer –


Besuchsbericht:

Das Thema der Oper ist das Spannungsfeld und die Diskrepanz zwischen der eigenen und der fremden Wahrnehmung, d.h. das Bild, das wir selbst von uns haben und das Bild, das die Umgebung von uns sieht. Die Geschichte, nach einem Kunstmärchen von Oscar Wilde, handelt von einem Geschenk, das einem jungen Mädchen, einer Prinzessin, zu ihrem 18. Geburtstag gemacht wird. Es ist ein kleinwüchsiger Mann, der ihr als „Zwerg“, zu ihrem Vergnügen geschenkt wird. Da er ein begnadeter Sänger ist, gewinnt er aber auch schnell die Zuneigung der Beschenkten. Er interpretiert diese Zuwendung jedoch total falsch, weil er sich seiner Erscheinung nicht bewusst ist und sich als ein attraktiver Partner einschätzt Als er sich dann erstmals in einem Spiegel sieht und das Bild, das die Umgebung von ihm sieht, erkennt bricht er im Angesicht der Realität zusammen und stirbt.

Foto © Monika Rittershaus

Da die Oper zu kurz ist, um die normale Zeit einer Aufführung halbwegs zu füllen, wurde ihr ein Prolog vorangestellt. Die Handlung des Prologs greift eine reale Episode aus Zemlinskys eigenen Leben auf. Da er als nicht besonders attraktiv galt und auch klein gewachsen war, konnte er sich wohl gut in die Mentalität und die Vorstellungen „seines Zwerges“ einfühlen und eigene Erlebnisse einflechten, so die Handlung des Prologs.

In der Inszenierung wird die Rolle des Zwerges von einem kleinwüchsigen Schauspieler und einem Tenor gespielt, als Interpretation der beiden Wahrnehmungen der einen Person. So kommt es zu Dialogen und zu „Handgreiflichkeiten zwischen den beiden Ichs, manchmal verwirrend aber im Ablauf schlüssig, beide spielten ihre Rollen hervorragend. So konnte das Publikum eine kompakte Handlung von tiefen psychologischen Einsichten erleben, die von einer faszinierenden Musik begleitet wurde.

Foto © Monika Rittershaus

Der begeisterte, nicht enden wollende Applaus mit Bravorufen zum Schluss der Vorstellung galt allen Darstellerinnen und Darstellern, ganz besonders den „zwei Zwergen“, den beiden Hauptdarstellerinnen, der Regie und dem Orchester unter Donald Runnicles. Auch der Sänger und die Sängerin des Prologs wurden besonders bedacht. Ich habe lange nicht so viel Begeisterung beim Publikum erlebt.

Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]


Weitere Termine: am 27., 30. März;  und am 7., 12. April 2019


Fotos ©  Monika Rittershaus