Foto (c) Weigelt –
Im Stream ab 18:00 Uhr für 24 Stunden am 9.April 2021 und am
16. April 2021 – 14. Mai 2021 – 1. | 18. Juni 2021 auf:
https://www.staatsballett-berlin.de/de/spielplan/schwanensee/16-04-2021/1276
Repertoire
SCHWANENSEE
Ballett in zwei Akten und sechs Bildern
Musik von Peter I. Tschaikowsky
Choreographie und Inszenierung: Patrice Bart nach Lew Iwanow und Marius Petipa
Bühnenbild und Kostüme: Luisa Spinatelli
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Odette/Odile: Steffi Scherzer
Siegfried: Oliver Matz
Königin: Bettina Thiel
Rotbart: Torsten Händler
Benno: Jens Weber
Ballett der Staatsoper Berlin
Staatskapelle Berlin
Aufzeichnung 16. Januar 1998
Hier einige Besuchsberichte des Teams von TanzInfo-Berlin.de von früheren Aufführungen vom Staatsballett-Berlin:
… vom 5. November 2000:
Anstelle der ursprünglich geplanten Premiere von „Der Nussknacker“ eröffnet nunmehr der Ballettklassiker „Schwanensee“ die neue Ballettsaison an der Komischen Oper. Anlässlich der Premiere am 12. November 2000 findet am 5. November 2000 eine Einführungsmatinee zu dem Stück statt.
„Schwanensee“, die erste Ballettkomposition Tschaikowskys gilt heute als eines der populärsten klassisch-romantischen Handlungsballette schlechthin. Seit der Uraufführung 1877 im Moskauer Bolschoitheater wurden zahlreiche Choreographien dieses Werkes geschaffen. An der Komischen Oper lief jahrelang die weit beachtete Version des Stoffes von dem Choreographen Tom Schilling.
Nunmehr hat sich Birgit Scherzer zusammen mit dem Dramaturgen Matthias Kaiser das Werk vorgenommen. Ausgehend von dem Original-Libretto der Moskauer Erstversion von 1877 entwerfen die beiden Künstler ihr Tanzstück. Birgit Scherzer entwickelt das Psychogramm eines jungen Mannes, Siegfried, an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsensein. Die männliche Hauptfigur lebt in einer Welt, in der Kinderträume noch möglich sind. Aber diese eigene Phantasiewelt ist bereits von der Erwachsenenwelt geprägt. Erst als Siegfried Odette begegnet, die ihre Doppelexistenz als Frau und Schwan aufgibt, beginnt für Siegfried ein neuer Lebensabschnitt als Erwachsener. Wie die Geschichte dann ausgeht, soll erst mal offen bleiben.
Birgit Scherzer studierte an der Palucca Schule in Dresden und war von 1981 bis 1989 Mitglied des Tanztheaters der Komischen Oper. In den folgenden Jahren stellte sie als freie Choreographin eigene Arbeiten an der Komischen Oper vor, u.a. „“Frauen – Männer – Paare, Requiem“, „Franz Woyzeck“. Von 1991 bis 1999 war sie Leiterin des Balletts des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken. Im Jahr 2000 erarbeitete sie u.a. Choreographien zu Schuberts Winterreise, „Karneval der Tiere“ und die Inszenierung von Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“.
[Stephanie Dahms M.A. (i.M) – TanzInfo-Berlin.de]
… vom 10.Mai 2005
Am Sonnabend besuchte ich wieder einmal die Vorstellung von „Schwanensee“, nachdem ich das Ballett lange nicht gesehen hatte, in der Deutschen Oper Berlin. „Schwanensee“ von Peter I. Tschaikowsky ist eines der bekanntesten und schönsten Ballette des Ballettweltrepertoires. Es erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit beim Publikum. Welcher Traum jeder jungen Tänzerin ist es nicht, einmal die Rolle der Odile/Odette zu tanzen. Viele berühmte Ballerinen haben diese Figur kreiert bzw. ihr ein eigenes Profil gegeben (z. B. Anna Pawlowa, Margot Fonteyn, Maija Plissezkaja, Natalja Makarowa, Marcia Haydée, die für mich unvergessliche Eva Evdokimova und nicht zuletzt Polina Semionova, ehemalige 1. Solistin des Staatsballetts Berlin. Außerdem gab und gibt es noch viele andere Interpretinnen der verschiedenen Weltklassecompagnien, die in dieser Rolle brillierten (z. B. Iana Salenko vom Staatsballett Berlin).
Über die Musik Peter I. Tschaikowskys braucht man nicht viel zu schreiben. Sie ist voller Harmonie, nimmt dann jedoch im Handlungsverlauf dramatische Formen an. Jede Note ein Meisterwerk. Der Dirigent Robert Reimer, ein erfahrener Ballettdirigent, wusste mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin die Musik Tschaikowskys brillant umzusetzen.
Die Inszenierung und Choreographie von Patrice Bart nach Marius Petipa und Lew Iwanow wurde in einigen Ausführungen verändert. Es fiel nicht so sehr ins Gewicht, weil der größere Teil der Originalchoreographie (nach Petipa und Iwanow) erhalten blieb. Die Choreographie von Patrice Bart war insofern interessant, weil die Rolle der Mutter tänzerisch aufgewertet wurde. Dieser Part wurde von einer der ausdrucksstärksten Tänzerinnen des Staatsballetts, nämlich Elena Pris getanzt. Mir hat es gut gefallen, die Partie der Königin, bzw. der Mutter mehr herauszustellen.
Nun muß ich als Nächstes besonders die grandiose Leistung des Ballettensembles (Schwäne, große und kleine Schwäne) hervorheben. Alles wurde synchron getanzt und die Tänzerinnen bekamen Szenenbeifall. Das war eine harmonische und zauberhafte Darbietung.
Alexej Orlenco, als Premierminister von Rotbart, zeigte tänzerisch wie schauspielerisch eine interessante Umsetzung der Figur des Premierministers von Rotbart und stellte diese Persönlichkeit mit all seinen Facetten dar. Außerdem hat er eine unglaubliche Bühnenpräsenz.
Benno von Sommerstein, Ulian Topor, seine Rollengestaltung war überzeugend.
Marian Walter als Siegfried. Marian Walter ist einer der besten Tänzer des Staatsballetts, was er auch dieses Mal wieder einmal unter Beweis stellte. Er ist sprunggewaltig und besitzt eine gute Technik. Wieder einmal eine verlässliche Vorstellung. Bravo!
Krasina Pavlova, als Odette/Odile. Sie war für mich die Enttäuschung des Abends. Ich hatte den Eindruck, dass sie diese Partie nicht locker genug anging. Sie gab sich wirklich alle Mühe, und es sah auch schön aus, doch es wirkte irgendwie verkrampft. Später wurde es besser. In den Pas de deux mit ihrem Partner Marian Walter war dann doch eine gewisse Harmonie zu spüren. Sie schaffte es mit einer kleinen Unsicherheit die Fouettés en tourmant auszuführen (Schwarzer Schwan). Alles in allem noch eine respektable Leistung, wofür ihr Anerkennung zu zollen ist.
Nach Beendigung des Ballettabends gab es lang anhaltenden Beifall für alle Mitwirkenden. Die Hauptprotagonisten wurden besonders gefeiert. Es war trotz einiger Abstriche ein schöner Abend. Die Musik von Peter I. Tschaikowsky und dieses wunderbare, lyrische Ballett berühren mich immer wieder aufs Neue.
[Renate Dahms (i.M.) TanzInfo-Berlin.de]
… vom 31.Oktober 2009
Jetzt auf der großen Bühne der Deutschen Oper. Schwanensee, das Klassische Ballett, wer über Ballett redet und sei es nur als eines von mehreren kulturellen, gesellschaftlichen Ereignissen, kennt es. Die Kostüme, das Bühnenbild, große Bälle, lauschige, verwunschene Waldlichtungen und nächtliche Seeufer. Alles das bietet Schwanensee, unerfüllte Sehnsucht, dramatische Ereignisse und ein tragisches Ende. Alles das, gespielt und getanzt von erstklassigen Solisten und dem ebenso guten corps de ballets. Die Choreografie und die Inszenierung von Patrice Bart findet seit der Uraufführung in der Staatsoper Unter den Linden immer begeisterte Bewunderer.
Nun können wir erleben, wie auf der großen Bühne alle Begrenzungen und Zwänge des Bühnenraumes entfallen. Die Künstler können in ihre Bewegung den ganzen Raum erfassen können. Alles wirkt offener, weiter und gelöster. Eine weitere Steigerung der großartigen Inszenierung. Die Königin des Balletts Polina Semionova mit ihrem Prinzen Vladimir Malakhov zeigt wieder einmal ihre Klasse. Die weiteren Darsteller haben es neben ihr schwer, aber sie reißt sie mit ihrer Präsenz mit. Jeder auf seine Art ist ein Hauptdarsteller. Nadja Saidakova als Königin, routiniert und hoheitlich, Marian Walter als Freund des Prinzen schauspielerisch und tänzerisch perfekt, wirbelt wie ein Sturm über die Bühne. Martin Buczkò steht ihm als Rotbart in nichts nach. Das ganze Ensemble läuft zur Höchstform auf. So lieben wir das Klassische Ballett.
Das Publikum bedankt sich mit tosendem Beifall und Bravorufen. Leider auch wie üblich auch zuweilen in unpassenden Moment. Nehmen wir dazu einfach an, es wird von der Darstellung mitgerissen. Ein schöner, großer Ballettabend. Die Vorstellungen, die noch kommen werden, werden wieder ausverkauft sein. Schöne Aussichten für die kommenden Monate, wenn das Staatsballett wegen der Restaurierung der Staatsoper in der Deutschen Oper auftreten wird.
Zum Vergleich aus der Staatsoper Unter den Linden.
Besuchsbericht vom 19.04.2008
Mit der ersten großen Szene empfängt den Ballettliebhaber das Flair des Romantischen Balletts. Große Roben, fein gestaltetes Ambiente und dezente Farben. Große Gesellschaft die sich selbst feiert, in einem repräsentativen Rahmen. Wer als heutiger Ballettbesucher diesen Auftritt aus der Perspektive der Kenntnis der Geschichte betrachtet, sieht darin je nach persönlicher Einstellung, die Dekadenz einer versinkenden Kultur vor dem Abgrund oder erkennt wehmütig die Vergänglichkeit einer Epoche der höfischen Kultur. In diesem Rahmen bewegt sich die Handlung und spielt die Szenen. Die Welt der Sagen, der persönlichen Schicksale und Verstrickungen und deren unheilvollen, unbeeinflussbaren Entwicklungen zum oft unglücklichen Ende.
Seit der Premiere dieser Neubearbeitung sind nun schon mehr als zehn Jahre vergangen. In der Premiere konnte Vladimir Malakhov die Kraft und Dynamik seiner Jugend in der Rolle des Siegfried voll zum Ausdruck bringen. Der exzellente Perfektionist ist er immer noch. Aber heute zeigt neben ihm als Siegrieds Freund Benno, Marian Walter, wie sich die Jugend in diesem Metier präsentiert und wie die Blüte dieser Kunst vergänglich ist. Mit Polina Semionova ist dagegen ein Stern vom Himmel gefallen. Sie beherrscht ihre Kunst bis zur höchsten Perfektion, es ist schwer bis unmöglich, bei ihr heute einen Fehler zu entdecken, Tanz und schauspielerische Mimik reißen das Publikum immer wieder zu Begeisterungsstürmen hin. Wahrlich eine Ballerina der ersten Qualität. Ihre Darstellung des ‚Weißen‘, wie des ‚Schwarzen Schwans‘, von hinreißender Eleganz und betörendem Feuer. Im pas de deux mit Vladimir Malakhov bringt sie auch ihren Partner zu beachtlichen Höhen des Könnens. Spitzenleistung. Das Publikum dankt mit tosendem Szenenapplaus.
Marian Walter als Benno hat im Gegensatz zu den Hauptrollen nicht viele Möglichkeiten zur großen Darstellung, aber diese nutzt er in perfekter Weise und erhält dafür großen Szenenapplaus. In der Rolle des Premierministers zeigt Martin Buczkó auch in den kurzen Tanzszenen sein beachtliches Können. Nadia Saidokova als Siegfrieds Mutter hat in ihrer Rolle als ‚Strippenzieherin‘ und zum Schluss als ‚in ihren Plänen Gescheiterten‘ den tragischen Teil des Stückes zu meistern, das stellt sie glaubwürdig und überzeugend dar.
Begleitet wurde das Ballett von einer engagierten Musikführung der Staatskapelle Berlin durch Benjamin Pope. Die Aufführung erhielt einen langen begeisterten Schlussapplaus mit mehreren Vorhängen. Besonders wurde Polina Semionova und Wladimir Malakhov, sowie auch Marian Walter für ihre Leistung gedankt. Ein Ballett wie „Schwanensee“ kann man als Musik- und Ballettfreund immer wieder mit Vergnügen genießen, vor allem wenn es wie hier von einem derart perfekten Ensemble zur Aufführung kommt. Ein gelungener Ballettabend.
[Peter Dahms TanzInfo-Berlin.de]