„Film als pädagogisches Setting“

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Elvira Neuendank Ein Medium als Vermittlungs- und Vergegenwärtigungsinstanz

Erschienen beim transcript-Verlag, in der Reihe „Film“im Dezember 2021

Print-ISBN 978-3-8376-6067-8 / PDF-ISBN 978-3-8394-6067-2

Elvira Neuendank geb. 1984, ist Kultur- und Erziehungswissenschaftlerin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Berufspädagogik der TU Dortmund. Sie forscht und lehrt zu ästhetischer Bildung, Medien-, Film- und Erinnerungskultur sowie zu Fragen der Vermittlung in musealen Settings.

Dissertation, Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bildungsforschung, TU Dortmund, 2020

… aus der Verlagsankündigung:

„Jeder Film beruht auf pädagogischen Strukturierungen, denn Filme sind auf die Begegnung und Beschäftigung mit dem Dargestellten hin angelegt. Gerade die Art und Weise, wie im Film Zugänge zum Gezeigten ermöglicht werden, wie mediale Erfahrungsräume entstehen und Aufmerksamkeit gelenkt wird, entscheidet darüber, wie der Film als Ort der Werte- und Wissensvermittlung gedacht werden kann. Elvira Neuendank untersucht den medialen Eigenwert von Filmen als pädagogisches Setting, indem sie aus einer interdisziplinären Perspektive Ästhetik, Kultur, Geschichte und Sozialität in Bezug zueinander diskutiert.“

REZENSION:

Die Autorin betrachtet und analysiert Film-Produktionen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die heutige Zeit, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus und den Verbrechen in dieser Periode beschäftigen. Begriffe wie Holocaust, Verfolgung und Vernichtung von Unerwünschten und Andersdenkenden durch die Akteure und die Angepassten. Weiterhin mit der späteren Aufarbeitung durch die nachfolgende Generation und die Relativierung der Schuld durch die Täter und die Mitläufer des vergangenen Regimes.

Das lässt sich in den Filmen der Nachkriegszeit wegen der vielen überkommenden Filmsequenzen und den Berichten von Zeugen und Überlebenden zu Filmen der Aufklärung, der Anklage und der Dokumentation für die Nachgeborenen und zur Anklage der überlebenden Täter in pädagogischer Zielsetzung Instrumentalisieren.

Die Art in der diese Filme entstehen, wie sie auf die Rezipienten, die Zuschauer und die bewusst Angesprochenen wirken sollen, lässt sich durch die Art der Darstellung, der Verwendung von Originalsequenzen und begleitende Kommentare wirkungsvoll inszenieren. Die Autorin weist jedoch auch darauf hin, das für eine beabsichtigte Wirkung nicht die Abbildung der vergangenen Realitäten allein ausreichend ist, sondern das jede Wirkung eines Werkes erst aus der Auswahl der einzelnen Szenen, dem Schnitt, den begleitenden Kommentaren und den Bezug zu vorliegenden Wissenselementen zu einer zu zeigenden Wirklichkeit konstruiert wird. Das muss nicht verfremden, rechtfertigen oder verfälschen, sondern die Wirkung des gewünschten Zieles der Aufklärung verstärken oder erst im positiven Sinne konstruieren. Das ist es, was die Kunstform des Filmes als Aufklärung, Bericht oder auch nur als wertfreie Unterhaltung ausmacht.

Da sich die Untersuchung nur mit einem relativ eng begrenzten Zeitraum befasst, fehlt hier doch, trotz des umfangreichen bearbeiteten Filmmaterials ein Hinweis auf das „Davor“ und des „Danach“ den Film betreffend. Welche Funktion hatten die, vom „Ministerium für Propaganda“ geförderten Filme, wie z.B. „Jud Süß“, „Der ewige Jude“ und auch „Hitlerjunge Quex“ an der Indoktrinierung und Konditionierung der Deutschen, wie erklärt sich die „Liebe“ der Nachkriegsdeutschen zu „Heimatfilmen“ und z.B. zu „Karl May“ Verfilmungen. War das ein Akt der Verdrängung der überlebten Vergangenheit?

Die Arbeit ist eine interessante und detaillierte Untersuchung des Themas mit einem umfangreichen Quellennachweis, die die gestellten Fragen umfangreich begründet und nachvollziehbar bearbeitet.
Damit entstand eine gut lesbare Referenz, die zum Nachdenken anregt und sich als Nachschlagewerk zum Thema Aufarbeitung und als Information und Aufklärung für nachfolgende Generationen anbietet.

Peter Dahms [www.Dahms-Projekt.de/wordpress]