Zur textilen Verkörperung der Bühnen-Figur von Susanne Stehle
Erschienen im transcript-verlag in der Reihe „Theater, Mode, Kunst “ am 9. März 2023
Print, 242 Seiten kart.,ISBN: 978-3-8376-6475-1
E-Book (PDF), 242 Seiten ISBN 3 978-3-8394-6475-5
Susanne Stehle
Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland
… aus der Verlagsankündigung:
Die Wirkung von Bühnenkostümen in der darstellenden Kunst wird oft unterschätzt. Dabei prägen sie nicht nur das Aussehen, die Haltung und die Bewegungen der Darstellenden, sondern dienen auch als textile Verkörperung der Bühnenfigur. Susanne Stehles Untersuchung der Mode- und Theatergeschichte zeigt auf, wie sich das Kostüm über die Jahrhunderte zum komplexen Ausdrucksmittel mit eigener visueller Sprache entwickelt hat. Sie ergründet die kommunikative Wirkung von Bekleidung, deren Botschaft auf der Bühne wie im Alltag zu finden ist. Darüber hinaus verweist
sie in einem Exkurs zu körperlosen Kleidungsstücken in der bildenden Kunst auf das eigenständige, künstlerische Potenzial des Kostüms.
[transcript verlag]
Rezension:
Die Autorin beschreibt zur Einleitung ihrer vorliegenden Dissertation ihre Motivation für das gewählte Thema „Kostüm“: „Das Bühnenkostüm visualisiert die Figur für den Zuschauer, prägt die Ästhetik der Inszenierung und hilft dem Darsteller beim Einfinden in die Rolle. Das Kostüm, das einzige der gestaltenden Mittel einer Inszenierung, das direkt am Körper des Akteurs wirkt, bekleidet, ja formt ihn und lässt ihn seinen ühnencharakter fühlen. Dennoch sind Rezensionen des Bühnenkostüms durch Theaterkritiken wie auch eigenständige Analysen in der Fachliteratur marginal. Dem steht im Arbeitsprozess ein durchdachter, detaillierter Kostümentwurf, eine neben Bühnenbild und Lichtgestaltung gleichberechtigte Komponente im Regiekonzept und ein aufwendiger Herstellungsprozess gegenüber. Es zeigt sich eine starke Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwirkung des Kostüms. Die Bühnenbekleidung ist alles, nur nicht oberflächlich, willkürlich oder beliebig, weshalb die fehlende Wahrnehmung der Stärken des Kostüms umso mehr erstaunt…. “ (8)
… und sie führt weiter aus: „Diese Studie möchte Sprache und Wirkung des Bühnenkostüms näher erforschen, seine spezifische Gestaltungsform und Ausdruckskraft, die Dimension seines erzählerischen Eingreifens in die Handlung und die Auswirkung, die schließlich das Tragen eines Bühnenkostüms auf den Darsteller hat. Es wird untersucht, inwiefern ein Großteil der Charakterisierung und ein In-die-Rolle-Formen bereits im Kostüm steckt.“ (8)
Die Autorin erfasst dieses Thema in ihrer Untersuchung umfassend, ausgehend von der ausschließlichen Funktion als der Bekleidung des Menschen, von ihren Ursprüngen zu ihrer kulturellen Weiterentwicklung. Ausgehend von dem Gebrauch als ausschließlichen Schutz gegen Umwelteinflüsse, wie gegen große Kälte und auch Wärme die sich aus den widrigen Anforderungen in einer feindlichen Natur und Umwelt in der Entwicklung und den Lebensumgebungen des Menschen ergeben. Sie beschreibt wie sich weiterhin die Kleidung darüber hinaus entwickelt, von der Notwendigkeit als Schutz gegen äußere Einflüsse zu einer Form der Demonstration menschlicher, kultureller Differenzierungen. Sie geht dann weiter in ihrer Untersuchung dazu über zu beschreiben, wie sich in der Entwicklung von Kultur und Lebensverhältnissen die Bekleidung als ein Mittel zur Demonstration von Machtverhältnissen und ethnischer Zugehörigkeit ausbildet, weiterhin wie auch in der Demonstration von wirtschaftlichen Machtstrukturen.
Damit wird die Bekleidung über den Nutzwert hinaus ein eigenes Symbol in der Gesellschaft, zum Kostüm mit eingeschriebenen Bedeutung für die Gesellschaft, in der sie zur Schau gestellt wird. So hat eine Bekleidung die zum Kostüm wird auch seine Bedeutung ausgehend von der Funktion in der Gesellschaft auf die Definition von Rollenstrukturen in den Künsten, wie z.B .das Theater und der Bühne allgemein.
Das so eingeführte Kleidungsstück, bestehend aus einzelnen Versatzstücken wird dann, um die Funktion gesellschaftlicher Bedeutung einer sich entwickelnden Mode unterworfen und in der kulturellen Entwicklung der Gesellschaftsstruktur angepasst um die eingeschriebene Bedeutung in Rang und Wert des Trägers weiter zu erhalten und gegebenenfalls zu steigern oder nur zu demonstrieren. Davon profitiert dann auch das Theater. Der Träger eines bestimmtem Kostüms demonstriert eine bestimmte gesellschaftliche Rolle in der Handlung oder erhält eine besondere Bedeutung darin. Diese Rollen werden im Laufe der Theaterentwicklung innerhalb eines Zeitabschnittes der Entwicklung in eine Form normiert und dadurch als solche sofort erkannt.
Die Untersuchung geht weit über die Bedeutung des allgemeinen Begriffs Kostüm hinaus und entwickelt über einer ausführlichen Betrachtung der Herkunft und der Weiterentwicklung des kulturellen Begriffs hinaus eine umfangreiche detaillierte Einführung in den Begriff der menschlichen Bekleidung in geschichtlicher und gesellschaftlicher Ausführlichkeit, so das man es als ein Referenzwerk für diesen Bereich der menschlichen Kultur und Entwicklung werten kann. Ohne Einschränkung eine lesenswerte Arbeit.
Peter Dahms [www.Dahms-Projekt.de/wordpress]