Besuch der Premiere in der Deutschen Oper am 16.Februar 2024
„William Forsythe ist eine Choreographenlegende, weltweit verehrt als einer der kreativsten und innovativsten Erneuerer der Ballett-Tradition. Seit den 1970er Jahren revolutionierte er den Tanz mit einer intelligenten Weiterentwicklung des akademischen Balletts, die den menschlichen Körper völlig aus dem Korsett der Vorgaben befreite und das Tanzvokabular auf eine nie gesehene Weise erweiterte. Viele seiner virtuosen Kompositionen sind längst moderne Klassiker. In dieser Hommage an William Forsythe tanzt das Staatsballett drei wegweisende Stücke des amerikanischen Choreographen.“ Staatsballett Berlin.
„Approximate Sonata 2016 besteht aus einer Reihe von Pas de deux, die den Tänzer*innen die Möglichkeit bieten, innerhalb einer choreographischen Struktur, deren Formen oft schwer zu halten sind, fein differenzierte Nuancen zu entwickeln. Sie bestimmen in ausgewogener Weise das dynamische Ergebnis dieser Formen und bemühen sich, den Entscheidungen des anderen entgegenzukommen, um die Absichten des anderen zu fördern.“
Uraufführung: 20. Januar 1996, Ballett Frankfurt, Opernhaus Frankfurt / Premiere der revidierten Fassung «Approximate Sonata 2016»: 4. Juli 2016, Ballett der Pariser Oper, Palais Garnier Paris. Staatsballett Berlin
„Trotz des unablässigen Stroms von Tänzer*innen, die sich riskant um Metalltische bewegen, ist One Flat Thing, reproduced (2000) eigentlich ein zielgerichtetes Kapitel in der laufenden Forschung über die visuelle Verteilung der kontrapunktischen Ballettstruktur. Das Werk ist als eine vernetzte ‹Maschinerie› angelegt, die durch das Zusammenspiel von drei Organisationssystemen entsteht: zahlreiche individuelle Bewegungsthemen, ein dichtes System verteilter Hinweise und komplexe Anordnungen von Formen und/oder Bewegungsabläufen. Obwohl das Aktionsfeld der Tänzer*innen stark eingeschränkt ist, bietet das unnachgiebige Labyrinth der Tische auch die ungewöhnliche Möglichkeit, miteinander verbundene Aktionen auf drei Ebenen zu komponieren.“
Uraufführung: 2. Februar 2000, Ballett Frankfurt, Bockenheimer Depot Frankfurt. Staatsballett Berlin
„Blake Works I, das 2016 für das Ballett der Pariser Oper aufgeführt wurde, war das erste Werk, das nach einer mehr als 17-jährigen Pause vom Ballett im klassischen Idiom entstand. Im Gegensatz zum analytischen Ansatz, der in den meisten früheren ballettorientierten Werken verwendet wurde, verfolgt das Werk einen deutlich historischen Ansatz für dieses Genre. Blake Works I strahlt eine Zuneigung für die Sprache des Balletts aus und greift sogar einige ikonische Fragmente aus Werken großer Ballettmeister wieder auf, die während der prägenden Jahre einen großen Einfluss hatten. Das Vokabular des Werks basiert auf der französischen Schule und nutzt einige der anspruchsvollen Feinheiten dieses besonderen Stils.“
Uraufführung: 4. Juli 2016, Ballett der Pariser Oper, Palais Garnier Paris Staatsballett Berlin
William Forsythe selbst hat seine drei Werke mit den Tänzer*innen des Staatsballetts in Berlin geprobt.
Alle Fotos © Yan_Revazov
Besuchsbericht:
Gespannt erwartet und nicht nur nicht enttäuscht, sondern total begeistert. Die Premiere einer Collage von erfolgreichen Choreografien von William Forsythe in der Deutschen Oper, getanzt vom Staatsballett Berlin.
Der erste Teil bestand aus einer Folge von einzelnen Pas de deux, die die Darstellung des Zusammenspiel von den einzelnen Tänzer*innen zu einem Ergebnis in Harmonie demonstrierten. Perfektion und Harmonie in Folge.
Der zweite Teil zeigte die waghalsige Bewegung zwischen im Schachbrettmuster arrangierten gleichartigen Tischen. Drunter und drüber, als Solo und im Duett, in rasenden Tempo geht es über und unter die Tische ohne Zusammenstöße, So eine Choreografie konnte original nur vom Altmeister William Forsythe erdacht und choreografiert werden.
Der dritte Teil sorgte dann für Entspannung in Harmonie. Das Ensemble des Staatsballetts zeigte klassische und bekannte Episoden des Balletts, mit Darstellungen aus dem „Bilderbuch der Ballettgeschichte“ an deren Entwicklung William Fortsythe während seiner künstlerischen Tätigkeit tragenden und bleibenden Beitrag geleistet hat.
Die lange erwartete Premiere von Werken des Altmeisters William Forsythe geriet zu einem tollen Erfolg. Das Publikum war in höchsten Maße begeistert und belohnte die Darbietung des Staatsballett zum Schluss mit begeisterten Applaus und mehreren Vorhängen, nachdem auch William Forsythe zum Ende der Aufführung auf die Bühne kam und gemeinsam mit dem Leiter des Staatsballetts Christian Spuck den Applaus entgegennahm.
Peter Dahms [www.TanzInfo-Berlin.de / www.dahms-projekt.de/wordpress]