Il viaggio a Reims

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Dramma giocoso in einem Akt

von Gioacchino Rossini (1792 – 1868)

Libretto von Giuseppe Luigi Balochi
Uraufführung am 19. Juni 1825 am Théâtre-Italien in Paris
Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 15. Juni 2018

Der Vorhang öffnet sich und eine „Nummernrevue in der Notaufnahme“ beginnt. So wirkt es in diesem Bühnenbild und den folgenden Szenen. Der Bühnenraum ist total verspiegelt und ist möbliert mit je einer Reihe Krankenbetten, die an der rechten und an der linken Wand aufgestellt sind. Alles schläft noch in den Betten und die Ruhe wird erst gestört durch das Auftreten einer, wie eine Krankenschwester gekleideten Person, die in einem bestimmenden Ton die Nachtruhe beendet.

Foto © Thomas Aurin

Was jetzt folgt, ist der Ablauf von einzelnen Solonummern der Insassen dieser Einrichtung, der diesen ersten Akt mit einer Länge von hundert Minuten zu dem längsten der Geschichte der Opera buffa macht. Langeweile kommt nicht auf, da die einzelnen Vorträge von virtuosen Stimmen in zehn Solonummern ausgeführt werden. Eine Reise, wie der Titel aussagt ist diese Oper nicht, sondern eigentlich ein Stillstand, weil die Reise nicht stattfindet wegen des Mangels an geeigneter Transportmöglichkeit. Aber zum Schluss einigt man sich, als Ersatz ein großes Fest zu feiern. Die Themen der Solonummern drehen sich um die verschiedenen Nationalitäten in Europa, damals wie heute und ihre jeweiligen Eigenheiten, die den Nachbarn wiederum immer etwas seltsam erscheinen. Daraus bezieht die Oper auch ihre Beliebtheit beim Publikum.

„Endlich mal eine Oper, bei der man Spaß hat“ ließ sich gerade lautstark ein Nachbar im Publikum vernehmen. Das ist dann auch das eigentliche Problem. Das Opernpublikum wandelt sich zusehends. Der ganze Genuss an der Oper für den interessierten Besucher geht weitgehend verloren, wenn beinahe jede Arie zugeklatscht wird. Jeder will der erste sein der applaudiert und das tut er dann auch. Es wird gebrüllt wie bei der Fußball MW und dann wird natürlich das Smartphone gezückt, um sofort einige Fotos zu posten und möglichst auch noch mit eingeschaltetem Blitzlicht. Das ist keine Einzelerfahrung, das wird heute mehr und mehr zur Regel. Entsetzlich.

Foto © Thomas Aurin

Das, was man von der Oper sehen und hören kann ist auf jeden Fall erstklassig und kann nur zum Besuch empfohlen werden. Der ungewöhnliche Aufbau und Ablauf der Inszenierung hat seine Ursache wohl in der Geschichte dieser Oper. Das ist auch gut gemacht und schlüssig im Ablauf und hat dann auch den Applaus verdient, aber bitte nicht in dieser Form.

Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]

Alle Fotos (c)  Thomas Aurin